"Von Anfang an fasziniert": Norbert Stricker im Gespräch
Der Funke sprang sofort über, als Norbert Stricker zum ersten Mal eine Tübbingproduktion besichtigt hat. „Die Herausforderung, den Baustoff Beton auf diese Weise im Tunnelbau einzusetzen, hat mich von Anfang an fasziniert“ erklärt der 43-jährige Wirtschaftsingenieur und Baumeister aus dem österreichischen Eisenstadt. Heute, über 100.000 Tübbinge und 6 Jahre später, kann er die ursprüngliche Aussage bestätigen und mit reichlich Erfahrung untermauern.
Nachdem Norbert Stricker Erfahrungen sowohl in der Betonfertigteilindustrie als auch in der Planung gesammelt hat, hat er die Tübbingproduktion für zwei internationale Großprojekte geleitet und sich dabei zum Profi für den Ausbau von maschinell aufgefahrenen Tunneln entwickelt.
Im Juli 2013 hat Stricker die technische Projektleitung bei der MABA Fertigteilindustrie GmbH in Wöllersdorf bei Wien übernommen. Etwas über ein Jahr später, im September 2014, startete die Arge PTS Boßlertunnel (MABA und Porr) in Aichelberg bei Stuttgart die Tübbingproduktion für den fast 9 km langen Boßlertunnel. Unter der Leitung von Stricker und seinen Kollegen entstand auf der grünen Wiese eine Feldfabrik für die Produktion von über 60.000 Betonsegmenten mit einem Einzelgewicht von bis zu 16 Tonnen. Die Toleranzanforderungen für die Tübbinge waren dabei sehr hoch: auf den Zehntelmillimeter genau musste das Team von Norbert Stricker die Tübbinge betonieren, die nach dem Aushärten von der TBM „Käthchen“ im Tunnel verbaut wurden.
Ein Jahr später, im Oktober 2015, lief auch die Tübbingproduktion für den Koralmtunnel – Bauabschnitt KAT3 – auf vollen Touren. Das Baulos KAT3 des insgesamt über 32 km langen Eisenbahntunnels zwischen Graz und Klagenfurt beinhaltet einen 10.474 m langen Abschnitt, der maschinell aufgefahren und mit Tübbingen ausgebaut wird. In einer 4.530 m² großen Fabrik in St. Paul im Lavanttal produzierte die Arge PTS KAT3, die sich ebenfalls aus den Firmen MABA und Porr zusammensetzt, im Durchschnitt 100 Betonsegmente pro Tag auf einer Umlaufanlage von Herrenknecht Formwork. Die Produktion der insgesamt über 42.000 Tübbinge wurde im Dezember 2019 erfolgreich abgeschlossen.
Wir möchten von Norbert Stricker wissen, was die größte Herausforderung bei der 4-jährigen Tübbingproduktion in Kärnten war. Neben den üblichen logistischen Themen wie Platzverhältnisse und Produktionsmenge musste das PTS-Team die österreiche Tübbingrichtlinie mit Werten im Zehntelmillimeter-Bereich einhalten. „Um perfekte Tübbinge zu produzieren, bedarf es in erster Linie eines optimal abgestimmten Zusammenspiels von Schalungstechnik, Betonmix bzw.- zufuhr und Verdichtungssystem. So reduzieren wir das Risiko einer Lunkerbildung auf ein Minimum,“ erklärt Stricker.
In partnerschaftlicher Zusammenarbeit haben die Arge PTS und Herrenknecht Formwork die Anforderungen erfolgreich erfüllt. Die gesamte Formwork-Fertigungslinie wurde genau auf die Platzverhältnisse und die geplanten Produktionsmengen angepasst.„Das Equipment aus Schwanau funktionierte zuverlässig wie immer und wenn es auch mal Probleme gegeben hat, ist uns stets eine gemeinsame Lösung geglückt,“ bestätigt Stricker mit Rückblick auf die Produktionsphase. Doch was geschieht nach Projektabschluss mit dem hochwertigen Equipment? Um möglichst viele der Komponenten wieder einzusetzen, bietet Herrenknecht Formwork seinen Kunden von Anfang an eine Rückkaufoption auf bestimmte Teile an. Vor diesem Hintergrund prüft sowohl die Arge PTS als auch das Team von Formwork, für welche kommenden Projekte das bewährte Equipment nach projektspezifischer Aufbereitung eingesetzt werden könnte. So entstehen nachhaltige Lösungen, von denen alle Beteiligten profitieren.